Der Florida Reiseführer und Ratgeber
Boot

Unsere Welt strebt immer mehr zu Wirtschaftlichkeit und Effizienz. Bei Fluggesellschaften wird der Sitzabstand verringert, statt menschlicher Guides gibt es Reiseführer-Apps und die Kreuzfahrtschiffe werden immer größer, um möglichst viele zahlende Passagiere zu befördern. Nur im Ocala National Forest in Florida scheint die Zeit ein wenig stehen geblieben zu sein: die hier fahrende Fort Gates Ferry hat verkehrstechnisch absolut keinen Nutzen und ist mit einer Kapazität von genau einem Auto auch nicht gerade sonderlich attraktiv.

Eher durch Zufall stieß ich auf dieses besondere Transportmittel. Am Vortag unseres Besuchs im Ocala National Forest, einem herrlich unberührten Naturpark im Herzen Floridas zwischen Orlando und St. Augustine, fernab vom Massentourismus des Sunshine States, fand ich das historische Juwel im Internet. Keine Frage, dass dies mit auf den Reiseplan musste.

Gesagt, getan! Nach einer Mini-Wanderung durch den Ocala National Forest fuhren wir weiter durch den Park. Wer die Fähre finden möchte, muss ein wenig die Augen offen halten. Vom State Highway 19, der den Ocala National Forest von Süd nach Nord durchquert, zweigen rechterhand mehrere Dirt Roads, also unasphaltierte Straßen ab. Wer sich vorher eine Straßenkarte des Naturparks an einem der drei Visitor Center abholt, sollte damit kein Problem haben. Rund 15 Fahrminuten von Salt Springs, einer kleinen Ansiedlung inmitten des Ocala National Forest, befindet sich schließlich die Fort Gates Ferry.

Hier beginnt nun das große Schauspiel der Uneffizienz und Transporthistorie zugleich, wie sich aus dem obigen Foto sicher schon erahnen lässt.

Es handelt sich bei der „Fähre“ um einen seit rund 100 Jahren in Betrieb befindlichen Schlepper, der an eine schwimmende Plattform gekoppelt ist. Das kleine Boot mit dem Führerhäuschen würde bei uns wohl nicht einmal mehr beim Seifenkistenrennen zugelassen werden. Mit einem kleinen Motor zieht der Schlepper schließlich die Plattform, auf der nach offiziellen Angaben zwei Autos Platz haben sollen. Beim noch vorhandenen Freiraum, nachdem unser kleines Auto aufgefahren war, bezweifle ich dies allerdings stark – schließlich bevorzugen die Amerikaner lieber starke und große SUV’s als wendige und praktische Stadtflitzer. Übrigens nutzen bei 6 Verkehrstagen pro Woche gerade einmal 1500 Fahrzeuge pro Jahr die Fähre – das macht gerade einmal rund 5 pro Tag, obwohl die Fahrt nur 10 Minuten dauert. Ok, die Entfernung beträgt auch lediglich 1 Meile.

Im Prinzip ist das aber auch egal, schließlich geht es bei der Fort Gates Ferry Florida weder um das Vorankommen (der Florida State Highway 19 und die anderen umliegenden Straßen sind viel viel schneller) noch um die Wirtschaftlichkeit (10 US$ pro Fahrt sind zwar nicht geschenkt, decken aber sicher nicht einmal die Personalkosten), sondern vielmehr um die Erhaltung eines solch historischen Transportmittels sowie um die tolle Landschaftskulisse rund um den Lake George, die sich nur von der tuckernden Fähre aus so entspannt genießen lässt.

Am Ende der Überfahrt mussten wir uns leider wieder von dieser kleinen Zeitreise zurück in die Gegenwart begeben, doch diesen transporthistorischen Exkurs können wir nur jedem von Euch empfehlen, der Florida ebenfalls bereist und etwas abseits des Mainstream fahren möchte. Täglich außer dienstags ist die vielleicht uneffektivste Fähre der Welt im Einsatz und wartet auf Euren Besuch.

Ein Gastartikel von Christian Jannasch vom Reiseblog My Travelworld

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